Den Haag, Dienstag, 1. Juni 1999

Auf nach Den Haag

Um 6.00 Uhr klingelte mein Wecker, ich wollte um 7.00 Uhr losfahren. Da ich das Zimmer für mich allein hatte, konnte ich mich in Ruhe duschen, anziehen und frühstücken. Ich machte mir einen Kaffee und aß zwei Bananen dazu. Meine Flasche füllte ich auch noch auf. Dann bepackte ich Batavus und fuhr los nach Den Haag.
Ich musste durch Utrecht, einer großen Stadt. Es war zwar gut ausgeschildert, aber an irgend einer Kreuzung sah ich keine Schilder mehr. So war ich ungewollt einmal im Kreis gefahren. Bevor mir noch mehr solcher Irrwege passieren, sprach ich einen Lastwagenfahrer an, der auf einen Firmenhof stand. Auf meiner Karte zeigte er mir, wo wir standen und wie es für mich weiter ging. Ich bedankte mich recht herzlich und fuhr zügig weiter. Leider hatte ich keine Zeit, mir die Orte anzusehen, jedenfalls nahm ich sie mir nicht. Ich wollte nur vorwärts, denn ich wusste nicht wie ich voran kam oder die Wege waren, schließlich musste ich über 90 Kilometer fahren. Nach Vleuten führten die Wege über Felder was sehr anschaulich war, die meisten Tiere: Kühe, Schafe und Ziegen schliefen noch, jedenfalls lagen sie auf den Wiesen und gönnten uns keines Blickes. Die Einzigen die munter waren, waren die Frösche. Sie quakten schon aus voller Kehle und das bis Voerden. Von dort über Bodegraven bis Boskoop, dass waren die schönsten Wege, die ich hatte. Immer an Grachten lang, fürs Auge einfach köstlich.
Da ich gut vorangekommen und es noch sehr zeitig war, erlaubte ich mir eine kleine Rast. Dabei machte ich von den Grachten ein paar Fotos.
Weiter über Boskoop nach Voorburg einer hübschen Stadt. Ich war gut in der Zeit und schaute mir diese an. Drei Kilometer vor Den Haag, es war 14.30 Uhr, lud mich eine Bank zu einer Pause ein, was konnte jetzt noch schief gehen.
Die Straße, die ich jetzt fuhr, führte genau zum Hauptbahnhof von Den Haag. Dort suchte ich mir auf der Info-Tafel den Weg zur Jugendherberge. Durch das Heft aus Enschede wusste ich, in welcher Straße diese war. Zwei Polizisten boten mir ihre Hilfe an. Durch meine Berlin-Fahne waren sie neugierig geworden und wollten mehr über meine Tour hören. Sie waren sehr beeindruckt und wünschten mir noch eine gute Fahrt. Ich fand auch schnell die Herberge.
Dort nahm ich mein voll beladenes Rad mit rein. Die Frau an der Rezeption staunte sehr als sie mich sah und wollte gerade was sagen. Da zeigte ich ihr meine Reservierung und schon war sie freundlich zu mir. Ich füllte die Unterlagen aus, bekam eine Chipkarte für alle Türen und für Batavus gab es einen extra Keller, dort standen schon viele Räder. Ich suchte ihm einen Seitenplatz aus, denn er hatte drei Tage frei. Das Zimmer mit acht Betten war im dritten Stockwerk. Zwei waren besetzt. Ich grüßte kurz, ging duschen und zog mir was leichtes an. Vor allem leichte Schuhe, es war warm. Dann ging ich runter und setzte mich auf die Terrasse, an einer Gracht gelegen. So in der Sonne schrieb ich etwas an meinem Bericht und schaute mir die Hausboote an, die in der Gracht verankert waren.
Nach zwei Stunden gab es Abendessen. Dort kam ich mit einer Familie aus London ins Gespräch. Ich fragte ob Sie den Weg von Harwich nach London kennen. Sie meinten, das wäre zu schwierig mit meinem Gepäck. Ich müsste einige Höhen, ja sogar Berge befahren, das sei zu anstrengend. Also musste ich von Harwich mit der Bahn fahren, wie ich es mir schon dachte. Sie befragten mich nach meiner Tour und hörten voller Bewunderung zu. Dann kam ihr Essen und ich wünschte guten Appetit. Eigentlich wollte ich noch etwas laufen, aber ich war zu müde. So entspannte ich mich auf die Terrasse im Abendsonnenschein, da fühlte ich mich wohl.
Als ich in das Zimmer ging, war eine Frau da, aus Shanghai. Sie hatte ihr Bett mir gegenüber und auch unten. Sie fing gleich an zu erzählen, in englisch. Ich musste sie erst mal bremsen und erklären, woher ich kam und das ich ihr Englisch schwer verstehe. So erzählte sie mir von ihrer Familie und ihrer Tochter und zeigte dazu ein Bild. Natürlich hatte auch ich Bilder von meinen Kindern mit und zeigte sie ihr. So plauderten wir noch eine Weile bis ich müde war.

[ Kilometerstand: 1.380 km ]

Zurück Start Weiter