Stadthagen, Samstag/Sonntag, 22./23. Mai 1999

Jede Menge nette Leute

Am Samstag hatte ich die Stadt besichtigt. Sie war wirklich wunderschön anzusehen mit ihrem Marktplatz und den Fachwerkhäusern. Auf dem Markplatz herrschte buntes Treiben. Die Händler priesen ihren Spargel an, Blumen in Hülle und Fülle sowie Obst und Gemüse. Viele Leute standen im Plausch. Ich hatte das Gefühl, als würden sich alle kennen. Es wurde hier gegrüßt, dort gewunken und "Hallo" gerufen. Aus der Erbsenkanone bekam ich eine Suppe mit Wurst. Für den Abend nahm ich etwas Aufschnitt und Brötchen mit.
Am Sonntagmorgen nach einem guten Frühstück, bepackte ich "Batavus". Ich hatte noch die Reifen geprüft, ob alles in Ordnung ist. Wir fuhren durch Bückeburg. Erst dachte ich: schon wieder durch eine Stadt. Dann aber freute ich mich, denn sie hatte schöne Bauten und ein Schloss mit großer Parkanlage. Auf dem Rathausplatz war Pfingstkonzert. Viele Leute standen und lauschten der Musik. Manche wiegten sich im Takt der Musik.
Marktplatz in StadthagenAn einem Motorrad blieb ich auch noch stehen, es war bunt bemalt und hatte einen tolle Form. Der Besitzer, ich sprach ihn wegen seines Gefährts an, wirkte sehr stolz. Ja, es wäre sein Hobby, zwar etwas teuer, aber liebgewonnen. Mich fragte er auch nach meinem Weg und war voller Erstaunen, als er hörte, wo ich herkam und wo es hingehen sollte. Wir verabschiedeten uns sehr herzlich und ich fuhr weiter. Da wurde ich von zwei Radfahrern angesprochen: "Na, Sie haben ja schon einen weiten Weg hinter sich, wenn das mit der Berlin-Fahne stimmt." So plauderten wir über meinen Weg ihren. Sie wollten nur nach Stadthagen wo ich gerade herkam. Als sie hörten wie ich weiter fahren wollte: nach Minden über Bad Oyenhausen, rieten sie mir sofort ab. Das wäre ein Umweg, ich sollte über Nammen und Lerbeck direkt nach Bad Oyenhausen fahren. Ich bedankte mich und war froh, dass wir ins Gespräch gekommen waren.
Der Weg verlief durch verträumte Ortschaften. In Nammen, gleich außerhalb des Ortes sprach mich ein Radfahrer an und meinte: "Sie sind ja voll bepackt, wo wollen Sie denn hin?" Als ich es ihm erzählt hatte, sagte er: "Wenn Sie nichts dagegen haben, werde ich sie bis Lerbeck begleiten." Was sollte ich sagen, ich schaute ihn mir an und sagte: "In Ordnung." Er wollte wissen, ob ich allein fahre. Ich log das erste Mal und sagte ihm, dass ich mich in Bad Oyenhausen mit anderen Fahrern treffe. Immer zu sagen, man fährt allein, ist wohl nicht angebracht. In Lerbeck verabschiedete er sich ganz artig mit Handschlag. Er wollte noch meine Telefonnummer haben, die ich aber nicht gab.
Jetzt gönnte ich mir erst mal bei McDonalds eine Pause. Ich kaufte eine Cola und einen Hamburger und setzte mich draußen im Freien auf einen Stein. Dabei konnte man Segelfliegern zusehen, wie sie ihre Runden drehten. Ein Rennradfahrer gesellte sich zu mir. Den fragte ich nach den kürzesten Weg nach Löhne. Er meinte, da gibt es einen an der Werra lang, der wäre auch noch optisch schön und geht bis nach Bünde. Ich dankte ihm und fuhr dorthin.
Es war wie im Paradies - so wunderschöne Natur. Nur war es Pfingstsonntag und der Weg voll mit Radfahrern. Da der Weg etwas schmal und mein Rad hinten breit bepackt war, hatten einige Mühe an mir vorbeizukommen. Ich hielt zwischendurch mal an und machte ein paar Aufnahmen, da wurde ich wieder von einem Ehepaar angesprochen. Auch sie interessierten sich für meine Geschichte. Da wurde der Mann sehr lebhaft fast neidisch und sagte, dass er auch schon immer so eine Tour machen wollte. Leider hatte er keine Zeit und alleine schon gar nicht. Dann erzählten sie mir noch von ihrem Besuch, letztes Wochenende, in Berlin und was sie sich alles angesehen hatten. Auch in Potsdam das Schloss Sansoussi hatten sie besucht und sehr gefallen. Wir verabschiedeten uns und ich fuhr nach Löhne, wo ich auch übernachten wollte.
Ristorante In Löhne war es menschenleer. Nirgends eine Kneipe oder Café, wo ich wegen Unterkunft fragen konnte. Ich stieg ab und lief eine Weile bis ich einen jungen Mann aus einem Haus kommen sah und ihn ansprach. Da müsste er seinen Vater fragen, der uns aus dem Fenster zuschaute. Nach einer Weile kam er mit einem Zettel wieder zurück, auf dem zwei Unterkünfte standen: der Italiener "Gallo Nero" und einem Hotel. Ich dankte dem jungen Mann und dem Vater der uns wieder zuschaute winkte ich zu.
Den Italiener fand ich schnell und bekam auch ein Zimmer für 60.00 DM mit Frühstück. Das Zimmer war hell eingerichtet. Ich war sehr zufrieden. Zu dem Haus gehörte ein großer Garten. Ich machte mich frisch und ging hinunter. Dort aß ich in der Abendsonne eine Kleinigkeit und schaute mir noch meine Route für morgen an. Langsam wurde es Zeit schlafen zu gehen

[ Kilometerstand: 822 km ]

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