Löhne, Montag, 24. Mai 1999

Auch ältere Menschen können sich begeistern

Wilde Träume ließen mich in der Nacht immer wieder wach werden. Ich träumte, ich fuhr durch einen Wald und wurde von einer Horde Rowdies belästigt. Auch ein großer Bär verfolgte mich. Wie war ich froh, dass die Nacht vorbei war und ich frühstücken gehen konnte, nur war keine Menschenseele zu hören oder zu sehen. Es war 7.45 Uhr und ich überlegte gerade ob ich mir einen Nescafé machen sollte. Die Entscheidung wurde mir abgenommen, es war ein etwas verschlafender Angestellter eingetroffen. Es dauerte nicht lange und ich bekam mein Frühstück und konnte meine Fahrt über Bünde und Melle fortsetzen.
An einer Kreuzung in Melle schellte mein Handy. Stephan war dran und wollte wissen, wie es mir geht und wo ich gerade bin. Er staunte nicht schlecht als er hörte, schon in Melle. Er erzählte kurz von sich und seiner Arbeit und wünschte mir weiterhin alles Gute. Als ich losfahren wollte kam ein Ehepaar auf ihren Rädern an. Er hatte sogar einen Anhänger dran, in dem zwei Hunde saßen. Das sah drollig aus und fragte, ob die Hunde, die so artig im Anhänger saßen, spazieren gefahren werden. Nein, sie hatten einen großen Auslauf hinter sich und waren nun müde und deshalb so artig. Man wollte wissen, wohin meine Reise geht. Ich wurde bewundert und bekam den Tip, nicht über Osnabrück, sondern über Borgloh zu fahren.
Der Weg war wirklich wunderschön, er führte am Gewässer entlang und dadurch war es landschaftlich ein friedliches Bild. In Borgloh traf ich auf eine Gruppe von Radlern. Sie wollten wissen wohin meine Fahrt geht. Über mein Ziel waren sie voller Erstaunen. Sie zeigten mir noch auf meiner Karte den weiteren Weg bis Bad Iburg wo die Jugendherberge war.
Kurz vor Bad Iburg musste ich über einen Berg. Da ich gut drauf war schaffte ich es ohne Mühe. Jetzt brauchte ich nur noch die Herberge zu finden. Da halfen mir ältere Leute aus einem Kurhaus. Sie hatten schon von weiten zugesehen, wie ich auf ihr Haus zukam und um Auskunft bat. Zuerst bekam ich meine Auskunft, dann musste ich aber von meiner Fahrt erzählen: wo ich herkam und wo es hingehen soll. Da ich genügend Zeit hatte, erzählte ich meine Geschichte. Ein älterer Herr schwärmte auf einmal von den Radtouren, die er in seiner Jugend mal unternommen hatte. Seine Augen leuchteten dabei wie Kinderaugen zu Weihnachten. Nach einer herzlichen Verabschiedung fuhr ich weiter zur Herberge.
Dort kam ich gleichzeitig mit einem holländischen Ehepaar an. Bis zum Essen ruhte ich mich im Vorgarten aus. Dabei konnte man beobachten, wer alles eintraf. Ein einzelner Wandersmann mit einem großen Rucksack fiel mir auf. Auch er kam aus Holland. Er gesellte sich zu mir und ich fragte nach seinem Ziel: es sei Den Haag wo er zu Hause war. Da staunte ich nicht schlecht. Auch ich musste erzählen was ich so trieb. Jetzt war er beeindruckt über meine schöne große Tour. Er dachte immer, er sei verrückt, so eine Route abzulaufen. Das es noch andere gab freute ihn. Ich zeigte auf den Herrn am Nachbartisch und sagte: "Der Herr ist auch aus Holland." Er schaute rüber zu den Tisch, rief ein "Hallo" und schon waren beide im Gespräch. So war es eben in den Herbergen, man lernt viele Menschen kennen. Zum Abendbrot trafen wir uns alle wieder. Es schmeckte köstlich in so netter Gesellschaft. Ich bekam noch einige Tips über Den Haag und anderen Orten in Holland. Die Zeit verging viel zu schnell. Um 22 Uhr trennten wir uns mit einem Gute-Nacht-Gruß.

[ Kilometerstand: 882 km ]

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