Garbsen, Freitag, 21. Mai 1999

Auf nach Stadthagen

So richtig im Schlafsack zu schlafen, war für mich doch sehr ungewohnt. Dadurch hatte ich eine unruhige Nacht, dennoch fühlte mich aber am Morgen pudelwohl. Nach dem Frühstück verabschiedete ich mich und wollte gerade losfahren, da kam Herr Stockmann hinterher und zeigte mir noch, wie man am schnellsten aus den Ort heraus kommt. Ich fuhr durch verschlafene Orte, es war 8,30 Uhr und menschenleer. Ein Hund begrüßte mich bellend und einige Kühe schauten neugierig zu mir hin. Auf einmal hupte es hinter mir. Ich schaute mich um und sah Frau Stockmann mit meiner Trinkflasche, die ich vergessen hatte. Man, war ich froh, dass sie sie mir hinterher brachte, denn ohne Getränk wäre ich bald k.o. Ich bedankte mich herzlich für diesen Service. Dann fuhr ich zum Schloss, es war durch die vielen Bäume kaum zu sehen. Man durfte es nicht besichtigen, denn es war in Privatbesitz.
Stadthagener Info-Broschüre So fuhr ich nach Bad Nenndorf. In einem Fleischerladen sprach mich eine Kundin an. Sie erzählte mir, dass auch sie Berlinerin sei und mich als solche erkannte. So waren wir schon mitten im Gespräch. Sie sei vor zwanzig Jahren hergezogen. Sie würde aber gern mal wieder nach Berlin fahren und schauen, was sich alles verändert hat. Sie wünschte mir alles Gute und ich fuhr auf die B 65 Richtung Stadthagen. Der Himmel wurde dunkel und der Wind immer stärker. In Stadthagen wollte ich mir über ein Touristik-Büro oder über das Rathaus ein Quartier besorgen. Dazu musste ich mich aber sputen, denn Freitags wurde oft früh Feierabend gemacht. Jedenfalls kannte ich es von Berlin.
Da es sehr steil aufwärts ging, musste ich Batavus für eine halbe Stunde schieben. Es waren nur noch fünf Kilometer bis zur Stadt. Ich fuhr zum Rathaus, es war 12.45 und keine Sprechzeit mehr. Die Tür war aber noch offen und ich ging hinein. Eine Dame kam gerade die Treppen herab und ich sprach sie an. Ich erzählte ihr von meinem Vorhaben. Sie war beeindruckt und sagte: "Kommen Sie, wir schauen nach, ob Frau Fischer noch im Hause ist, sie kann Ihnen vielleicht helfen". Und sie konnte es mit einem Unterkunftsverzeichnis. Ich bedankte mich besonders herzlich, wünschte frohe Pfingsten und ging, um die Anrufe mit den einzelnen Unterkünften zu starten. Ich wollte einen freien Tag in Stadthagen verbringen. Gleich beim ersten Versuch hatte ich die richtige Pension erwischt, die sich 2 km von der Stadt entfernt befand. Auf meine Frage nach einem Zimmer für zwei Nächte erhielt ich eine positive Antwort.
Meinen Schutzengeln bin ich sehr dankbar, es müssen mindestens zwei gewesen sein, denn einer allein kann so vielen Anforderungen gar nicht gewachsen sein. Frau Israel, meine Pensionswirtin, zeigte mir das Zimmer und gab mir sogar die Erlaubnis, meine Kleinwäsche im Garten aufzuhängen. Ich entlud mein Rad, zog mich um, weichte meine Wäsche ein und fuhr in die Stadt. Dort machte ich ein paar Aufnahmen, sah mir eine Hochzeit an, kaufte mir eine Stadtbroschüre und zwei Brötchen für den Abend. Dann spazierte ich zurück zur Pension. Batavus durfte für die Nacht in der Garage stehen. Jetzt noch schnell die Wäsche gewaschen und aufgehängt in der Hoffnung, dass es nicht regnet. Beim Essen meiner Brötchen schaute ich mir die Stadtbroschüre an, denn morgen wollte ich die Stadt besichtigen. Danach die Wäsche abgehängt, sie war trocken, etwas ferngesehen und schlafen gegangen.

[ Kilometerstand: 773 km ]

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