Meinersen, Donnerstag, 20. Mai 1999

Es ist nicht immer leicht, eine Unterkunft zu finden

Nach einem reichhaltigen Frühstück ging es weiter. Auch hier durfte ich mir Stullen zum Mitnehmen fertigmachen.
Heute das erste Mal ohne Windjacke, es war schon sehr warm. Laut Wetterbericht soll es am Nachmittag Gewitter geben. So hatte ich Poncho und Schuhschoner gleich außerhalb der Taschen angebracht. Ich fuhr mit Helm und Fahrradbrille. Es fuhr sich heute besonders gut, überall gab es Radfahrwege. Zwischen Uetzen und Burgdorf allerdings musste ich direkt auf der Bundesstraße 188 fahren. Richtung Langenhagen vermisste ich wieder Hinweisschilder. Eine Familie, die mit ihren Rädern unterwegs war, sprach ich an. Die meinten, ich solle hinter ihnen her fahren, auch sie wollten nach Langenhagen. So fuhr ich immer hinterher bis in den Garten der Familie, das war nicht geplant. Wir mussten alle herzlich lachen. Der Mann erklärte mir dann den weiteren Weg.
Ich bedankte mich und fuhr los durch Garbsen Richtung Wunstorf. Bei einem Spargelverkäufer fragte ich mich weiter durch. Er tat sich erst schwer. Als er aber mitbekam, woher ich kam und wo es hingehen sollte, bemühte er sich sehr. Da die Beschreibung sehr kompliziert war, mal rechts, links und wieder rechts, malte er mir den Weg auf. Das fand ich toll und bedankte mich sehr. So fuhr ich nach der Aufzeichnung bis zum Mittelkanal. Der Kanalweg führte über Garbsen bis nach Wunstorf.
Ortsschild von MeinersenIn den "Hessenstübchen", einem sehr gemütlich aussehenden Lokal, fragte ich nach Quartier und hatte Glück. Der Wirt kannte ein Ehepaar, das ein Zimmer vermietete. Ich muss einen erschöpften Eindruck gemacht haben, denn der Wirt spendierte ein Mineralwasser. Ich bedankte mich und ging zu der verabredeten Stelle, an der ich in Empfang genommen werden sollte. Ich brauchte nicht lange zu warten. Herr Stockmann kam mit seinem Fahrrad an. Er hatte mich gleich an meinem Gepäck erkannt. Angekommen zeigte er mir das Zimmer, das unter dem Dach lag. Das Bettzeug sah aus, als sei es viele Wochen nicht gewechselt worden. Das passte zu seiner Erscheinung, er war sehr schmächtig und wenn er mich anlächelte, erschreckten mich drei bis vier Zähne, gut im Mund verteilt. Die Toilette war eine Treppe tiefer und das Bad ganz unten. Ich nahm es trotzdem. Zum Glück hatte ich ja meinen Schlafsack.
Dann rief mich Brigitte an, eine Freundin aus Berlin, sie wollte wissen, wo ich bin und wie es mir geht. Ich erzählte es ihr kurz. Sie freute sich und wünschte mir, dass es weiter so gut geht. Jetzt noch die Route für morgen angeschaut. Ich hatte mir (zu Hause) zwei Wege markiert. Ich konnte mich nicht entscheiden. Ich wußte nur, ich muss über einen Berg, egal wie ich fahre. Mit meiner Karte ging ich in den Garten und fragte bei Familie Stockmann nach. Man half und zeigte mir einen ganz neuen Weg: bis Schloss Ricklingen und weiter nach Wunstorf, Kolenfeld und Haste, dann auf die Bundesautobahn mit Radweg nach Bad Nenndorf, dort auf die B 65 bis Stadthagen. Ich sollte mir auf jeden Fall Stadthagen ansehen, die Fachwerkhäuser und den schönen Marktplatz. Dieser Vorschlag gefiel mir. Ich bedankte mich und wünschte gute Nacht. Dann markierte ich mir den Weg für morgen mit grüner Farbe. Auf der Rückseite meiner Computerseiten schrieb ich in großer Schrift die neuen Orte auf und ging dann schlafen.

[ Kilometerstand: 707 km ]

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