Bad Iburg, Dienstag, 25. Mai 1999

Auch ein Doktor kann mal fallen

Gegen 8.00 Uhr trafen wir uns beim Frühstück wieder. Wir unterhielten uns über die Wege, die jeder vor sich hatte. Dann verabschiedeten wir uns voneinander und wünschten gegenseitig gutes Gelingen. So zog jeder los, die einen "per Beene" und ich mit Batavus.
Ich fuhr Richtung Lienen. Es waren sehr schöne Radfahrwege, auch durch den Wald. Dann ging es einen Berg hinauf und das letzte Stück musste ich Batavus schieben. Auf halber Höhe sah ich auf einmal den einzelnen Wandersmann, der nach Den Haag wollte. Er war erstaunt, mich zu sehen, er wähnte mich viel weiter. Nun lächelte er aber erfreut und erzählte mir von einem Missgeschick. Im Wald hatte er eine Wurzel übersehen und war hingefallen. Zum Glück hätte er sich nichts getan, sagte er jedenfalls. Die Wunde sah aber anders aus. Da er Arzt a.D. war, konnte er es wohl besser als ich beurteilen. Ich wünschte ihm noch einmal alles Gute und lief weiter bis zur Höhe des Berges. Beim Abwärtsfahren mußte ich ganz schön die Bremsen betätigen. Mehr als dreiundzwanzig Stundenkilometer traute ich mir nicht zu, da sonst durch das Gewicht meines Gepäcks ins Schleudern geraten könnte.
Gasthaus zur Post Als ich Lienen erreichte, war ich begeistert. Ich machte erst mal ein paar Aufnahmen von dem schönen Ort und im Touristikbüro bekam ich dazu die gewünschten Prospekte. Dann fuhr ich weiter nach Ladbergen. Der Weg war ebenfalls wunderschön. Auf großen Weiden waren Pferde, Kühe, Schafe und immer wieder Pferde. Die Vögel trillerten ihre Lieder. Ich fühlte mich der Natur verbunden wie selten zuvor. Wieder im Wald stand plötzlich ein Reh vor mir. Wir schauten uns an. Es sah aus, als würde jeder überlegen, was tun? Ich versuchte vorsichtig an meine Kamera heranzukommen. Das Reh war schneller und sprang fort.
In Ladbergen angekommen, machte ich gegen 13.20 Uhr Rast, ich hatte inzwischen großen Hunger. Mein Schnitzel mit Salat schmeckte ausgezeichnet und hatte nette Gesellschaft. Zwei Herren, die am Tresen ihr Bier tranken, wollten wissen, wohin die Reise geht. So erzählte ich wieder meine Geschichte. Nach einer halben Stunde verabschiedete ich mich und fuhr auf der R5 weiter bis Saerbeck.
Inzwischen war es 15 Uhr und für heute hatte ich genug. Eine Frau, die ihren Hund Gassi führte, sprach ich wegen einer Unterkunft an. Im Ort gäbe es ein Hotel und außerhalb einen Bauernhof. Ich bedankte mich und fuhr zum Hotel. Dort bekam ich ein Zimmer und für Batavus gab es auch eine Unterkunft. Das Zimmer war groß und mit hellen Möbeln eingerichtet. Ich fühlte mich gleich wohl. Nachdem ich mich frisch gemacht hatte, ging ich in den Garten und bestellte mir ein Abendessen. Am Nachbartisch saß ein Ehepaar, das mich auch gleich ansprach: "Wohin geht Ihre Reise?", wollten sie wissen und baten mich an ihren Tisch. Sie hatten meine Ankunft miterlebt. Eigentlich wollten sie schon weg sein, aber meine Fahrt interessierte sie doch sehr. Während unserer Unterhaltung kam eine Gruppe von Radfahrern an. Als ich sie auf ihre Tour hin ansprach, erklärten sie mir, dass sie aus Bremen kamen und eine Tour durch das Münsterland machen.
Um 20.30 Uhr war ich müde und es war auch kühl geworden. Ich verabschiedete mich herzlich von dem Ehepaar und ging schlafen.

[ Kilometerstand: 945 km ]

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