Einleitung

Die Vorbereitungen

Alles fing 1997 an. Ich kaufte mir ein neues Fahrrad. Dem Verkäufer erzählte ich von meiner Idee; allein eine große Radtour für einige Wochen zu unternehmen. Darauf hin empfahl er mir ein stabiles, holländisches Fahrrad: "Batavus". Einen entsprechenden Sattel und gute Reifen gehörten auch dazu, sowie zwei Gepäck- und eine Fototasche. Gegen Diebstahl ließ ich im Vorder- und Rückrad je ein Pitlock einbauen. So oft ich konnte fuhr ich mit dem Rad und freundete mich mit ihm an.
Bei meinem Arbeitgeber, einem Bankinstitut, hatte ich 1998 meinen Vorruhestand beantragt, er wurde zum Januar 1999 bewilligt. Nun hatte ich Zeit. Der Traum konnte wahr werden.
Mein Ziel wurde London, das hieß: Deutschland - Holland - England - Holland - Deutschland. Als Termin setzte ich mir den 15. Mai 1999, für ca. sechs bis acht Wochen. Sollte das Wetter sehr schlecht sein, wollte ich ein bis zwei Tagen später los fahren.

Die Bagage vor der AbfahrtVier Wochen vor dem Termin begann ich mit der intensiven Vorbereitung. Als erstes trat ich in den Allgemeinen Deutschen Fahrrad Club (ADFC) ein, besorgte mir dort die Fahrradkarten und je eine Gesamtkarte für Holland und England. Auch die Erste-Hilfe-Tasche bekam ich dort. Pass, Ausweis, Scheck- und Visakarte hatte ich auf Gültigkeit überprüft. Es war alles in Ordnung. Dann erstellte ich mir eine Checkliste, was zu besorgen und einzukaufen war: einen Ausweis für die Jugendherbergen (DJH) und international. Bei "Globetrotter" kaufte ich den Rest, der auf meiner Liste stand, z.B. eine regensichere Quertasche für meine Garderobe, die sich gut mit den Seitentaschen verbinden ließ. Des Weiteren kaufte ich eine Beuteltasche für den Schlafsack, eine Weste mit vielen Taschen, um das Wichtigste zur Hand zu haben, Regenschoner für Schuhe, die bis rauf zum Knie gehen, Poncho, Regenjacke, Handschuhe, Unterhose mit Polsterung, Fahrradbrille gegen UV-Strahlen, Fruchtschnitten mit zehn Vitaminen mit sofortiger Wirkung gegen einsetzenden Hunger und Dextro-Brausetabletten. Schutzhelm, Schlafsack und eine Berlin-Fahne bekam ich von meinem Sohn Wolfgang geliehen.

Zu Hause markierte ich auf den fünf Karten und der Gesamtkarte von Holland die Wege von Berlin bis Huek van Holland. Am Computer schrieb ich mir die größeren Orte auf - gleich mit dem Vermerk, ob eine Jugendherberge oder Fahrradwerkstatt vorhanden war. Jeden Abend machte ich beim Fernsehen Beingymnastik. Ich band mir unter jeden Fuß ein Gewicht von zwei Kilo. Dann tat ich so, als würde ich radfahren. Mit jedem Bein so einhundert Mal, immer abwechselnd. Natürlich schaffte ich die ersten Tage noch nicht so viel, aber es wurde immer besser. Die letzten zwei Wochen ging es so gut, dass ich noch mehr schaffte. Außerdem nahm ich für die Kondition Magnesium-Tabletten mit Vitamin A und E ein.
Mein BegleiterMein Rad "Batavus" brachte ich zum TÜV in "Helmuts Fahrrad Center" mit den Hinweis auf meine bevorstehende Tour. Ich bat den Chef, er möge es so behandeln, als würde er diese große Tour machen, er versprach's. Mein Radwerkzeug ließ ich auch noch überprüfen. Es war alles vorhanden. Er ließ mich - zum Test - den Hinterreifen wechseln, was durch die Gangschaltung etwas schwierig war. Es klappte dennoch ausgezeichnet.
Während dieser Zeit sah es in meinem Schlafzimmer aus wie bei Hempels unterm Sofa. So sagt der Berliner, wenn große Unordnung herrscht. Ich kam gerade noch so durchs Gewühl ins Bett. Das war mir aber egal, denn die Freude auf meine große Fahrt wuchs immer mehr.
Viele, bei denen ich mich verabschiedete, bauten mich nicht gerade auf. Die leidige Frage "Was, allein?", nervte mich schon sehr. Auch war oft zu hören:" Und wenn du eine Panne hast, kannst du dir dann helfen?" Es wurde Zeit, dass es los ging. Ich persönlich hatte ein sehr gutes Gefühl.
Vier Tage vor der Abreise packte ich zur Probe und war sehr erfreut, wie gut sich alles verstauen ließ. Für die Seitentaschen hatte ich kleine, mittlere und große bunte Beutel besorgt. So ordnete ich den Kleinkram, wie Süßes, Seifenzeug, Werkzeug und vieles mehr in diese Beutel und beschriftete sie auch gleich. Ein Inhaltsverzeichnis für die Seitentaschen legte ich dazu. So konnte ich schnell finden, was ich brauchte. Für meine Kamera hatte ich noch preisgünstig 50 Filme gekauft. Mit Frau Krause, ihr gehört ein Fotoladen in der Nähe, hatte ich vereinbart, ihr die abgeknipsten Filme mit der Post zu schicken. Mein Mann, der in Berlin blieb, würde die fertigen Bilder bei ihr abholen. Um die Post würde sich eine liebe Nachbarin, Frau Engelhardt, kümmern.
Einen Tag, bevor es los ging, holte ich Batavus vom TÜV ab. Er machte einen sehr guten Eindruck. Ich fuhr mit ihm ein paar Runden und war sehr zufrieden.

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